Liebe Kolleginnen und Kollegen,

die plötzliche Aufregung über den Probeunterricht für Schülerinnen und Schüler kann ich nicht nachvollziehen. Der Bildungsgang am Gymnasium setzt Kenntnisse und Fähigkeiten voraus, um dem Unterricht folgen zu können;  Kenntnisse und Fähigkeiten, die in der Grundschule in sechs Jahren vermittelt werden.

Die Kinder, die nach sechs Jahren Grundschule über diese Kenntnisse und Fähigkeiten nicht verfügen, quälen sich und erfahren negative Erlebnisse, die sich prägend auswirken. Das negativ prägende „Abschulen“ nach einem nicht bestandenen Probejahr bedeutete einen erneuten Schulwechsel mit einer oft unbefriedigenden Schulplatzzuweisung. Dieses „Abschulen“ bereitete auch den aufnehmenden Integrierten Sekundarschulen Probleme.

Die Änderungen wurden im Koalitionsvertrag vereinbart und durch gesetzliche Regelungen umgesetzt. Diese gesetzlichen Regelungen wurden im Landesschulbeirat beraten. In diesem Gremium sind u. a. Schüler,  Eltern und Lehrkräfte vertreten. Es geht nicht um Elitebildung, sondern um notwendige (!) Voraussetzungen für den gymnasialen Bildungsgang. Die Schülerinnen und Schüler mit einer Förderprognose von 2,2 oder besser haben eine Empfehlung für das Gymnasium erhalten.


Es geht also nur um einen kleinen Teil (!) von Schülerinnen und Schülern, die eine Förderprognose über 2,2 erhalten haben und trotzdem den Wunsch haben, das Gymnasium zu besuchen. Trotz fehlender Empfehlung der Grundschule ist es eine Chance, die Eignung für den Besuch des Gymnasiums doch noch nachweisen zu können.
Das Prüfungsverfahren ist u. a. unter Beteiligung von Lehrkräften aus Grundschulen und Gymnasien sorgfältig vorbereitet worden. Die geringe Anzahl der bestandenen Prüfungen spricht für die Qualität der Bewertungen der Grundschulen, die grundsätzlich allen geeigneten Schülerinnen und Schülern den Übergang auf das Gymnasium ermöglicht haben.

Allen Schülerinnen und Schülern steht in Berlin grundsätzlich der Bildungsgang bis zum Abitur an den Integrierten Sekundarschulen nach insgesamt 13 Schuljahren offen.

Wir sollten bei der Diskussion zum Bildungsgang am Gymnasium nicht vergessen, dass Schülerinnen und Schüler mit dem mittleren Schulabschluss in der Industrie, in den mittelständischen Betrieben, im Handwerk und im öffentlichen Dienst eine Vielzahl interessanter und guter Ausbildungsberufe mit der Möglichkeit weiterer Qualifikationen geboten wird.  Wir sollten diese Bildungsgänge auch wertschätzen. Qualifizierte Absolventen der beruflichen Bildung werden gesucht.

Das Abitur ist nicht der einzige Weg für eine berufliche Karriere!

Ferdinand Horbat
Stellvertretender Vorsitzender PhV B/B