Hier finden Sie das Schreiben.
Offener Brief
Sehr geehrte Frau Senatorin Scheeres,
Ihnen dürfte der nachfolgende Lagebericht des LaGeSo Berlin zu Corona bekannt sein.
Der Bericht vom 18.03.2021 weist deutlich auf den Anstieg der Infektionszahlen insbesondere bei den jüngeren Altersgruppen hin.
Wie dem Lagebericht zu entnehmen ist, liegen die höchsten 7-Tage-Inzidenzen in der Altersgruppe 15 bis 19.
Die Schülerinnen und Schüler der Berliner Gymnasien gehören zum überwiegenden Anteil dieser Altersgruppe an.
Die Infektionen beruhen im Wesentlichen auf Kontakten mit Personen über Aerosole.
Angesichts dieser Infektionslage erscheint uns die Aufnahme von Präsenzunterricht im Interesse der Gesundheit der Lehrkräfte aber auch der Schülerinnen und Schüler nur dann für vertretbar, wenn unter diesen Bedingungen durch Impfen und verbindliche (!) Schnelltests das Infektionsrisiko signifikant einschränkt wird. Da zurzeit nicht über ausreichend Impfstoff verfügt wird, kommt dem verbindlichen (!) Schnelltest eine wichtige Bedeutung zu.
Die Verbindlichkeit ist notwendig, weil durch Freiwilligkeit nicht sichergestellt werden kann, dass Corona-infizierte Personen durch die Teilnahme am Präsenzunterricht die Maßnahmen konterkarieren und andere anstecken.
Bei aller Wichtigkeit der Durchführung des Präsenzunterrichtes, die wir im Grundsatz teilen, erscheint es nicht nachvollziehbar, wenn Einrichtungen wie z. B. Theater geschlossen bleiben müssen, obwohl diese über hervorragende Hygiene-Konzepte verfügen und Schulen gleichzeitig offen sind.
Laut
Grundgesetz, Artikel 2, Absatz 2 sind die für Bildung verantwortlichen
Politikerinnen und Politiker verpflichtet, das pädagogische Personal und die
der Schule anvertrauten Schülerinnen und Schüler bestmöglich zu schützen, um
ihre körperliche Unversehrtheit zu garantieren.
Wir erwarten, dass die Senatsbildungsverwaltung bis zum Ende der Osterferien
alle notwendigen Maßnahmen trifft, um im Rahmen der Fürsorge und des
Bildungsauftrages dem gerecht zu werden.
Nur unter
solchen Voraussetzungen erscheint uns der Wiedereintritt in den
Präsenzunterricht vertretbar.
Die Schule und die Lehrkräfte haben einen Bildungs- und Erziehungsauftrag. Wir
lehnen die Übertragung zusätzlicher Aufgaben z.B. im Rahmen der Pandemie, die
nicht der Profession der Lehrerinnen und Lehrer entsprechen und originäre
Aufgaben anderer Teile der Verwaltung sind, ab. Wenn Aufgaben in den Bereich
der Schule verlegt werden sollen/müssen, sind die Schulen entsprechend der
Aufgabe mit zusätzlichem Personal auszustatten, das für diese Aufgaben
entsprechend ausgebildet ist.
Gleichzeitig erwarten wir, dass die Senatsbildungsverwaltung bei aller Dringlichkeit die Bestimmungen des Personalvertretungsgesetzes beachtet und die Personalvertretung rechtzeitig beteiligt. Dies gilt insbesondere auch für den Bereich der Digitalisierung.
Mit freundlichen Grüßen
Kathrin Wiencek